Dienstag, 8. September 2015

Jubiläumswanderung am Langkofel mit Umrundung des Bergmassivs

Wanderin dirigiert das Orchester der Sellagruppe
Eine Hüttentour um die Seiser Alm führte uns vor 25 Jahren bei einer Umrundung des Plattkofels durch die Langkofelscharte, an deren Rand wir in der Langkofelhütte übernachteten. In der Hütte war es feucht, aber nicht besonders fröhlich, sondern eher laut, woran unsere Gruppe erheblichen Anteil hatte. Erinnerungen an landschaftliche Details des zerklüfteten Langkofelmassivs sind inzwischen stark verblasst. Heute können wir unsere Erinnerungen auffrischen, aber wir gehen nicht um den Plattkofel, sondern einen Rundweg um den Langkofel. Die Wanderung ließe sich bei Nutzung mehrerer Liftanlagen komfortabel gestalten, wenn nicht unser Sportgeist protestieren würde. Zu Fuß benötigen wir über 16,3 km 6 Stunden Gehzeit und überwinden bei sonnigem Wetter ca. 1100 Höhenmeter im An- und Abstieg. Soweit alles machbar und frei von Überraschung, wenn uns an der Langkofelscharte nicht ein kleines Abenteuer erwarten würde. Mir dem Wettersturz der vergangenen Tage ist die Temperatur abgestürzt. Den Startort erreichen wir bei 4 Grad und packen sogleich Mütze und Handschuhe aus. An der Toni-Demetz-Hütte (2.685 m), höchster Punkt der Runde, treffen wir auf Schnee. Die zwar steile, aber nicht besonders schwierige Abstiegsroute durch die Langkofelscharte verlangt heute höchste Vorsicht wegen Vereisung auf einer Strecke über ca. 100-200 Höhenmeter. Die Bedingungen bereiten uns natürlich ein wenig Sorge, aber im Nachhinein verleihen sie einer Superrunde den besonderen Kick. Diashow der Fotoserie

Monte Pana, Langkofel, Plattkofel
Um Verkehrsproblemen im Grödnertal auszuweichen, starten wir um 7:30 Uhr in Seis am Schlern und erreichen 30 Minuten später den Startort unseres Rundweges, das Hochplateau Monte Pana (1.650 m) bei St. Christina im Grödnertal. Parkplätze sind in dem Skisportzentrum reichlich vorhanden, aber gebührenpflichtig (5 €/Tag). Im morgendlichen Schatten ist noch frostig. Da wir in Richtung Sellajoch sofort ansteigen, wird uns schnell warm.









Langkofeleck
Wanderweg, West- und Nordwände des Langkofels liegen zunächst noch im Schatten, aber da wir nach Osten gehen, erreicht uns bald wärmende Sonneneinstrahlung, die auch den Langkofel ausleuchtet.












Wanderroute, Sellajoch, Marmolada aus Richtung Scharte
Grohmannspitze, Fünffingerspitze, Langkofeleck
Wir umrunden das Langkofeleck und blicken an der Westseite der Langkofelgruppe auf 3 Türme einer gotischen Kathedrale. In der Langekofelscharte zwischen Langkofeleck und Fünffingerspitze liegt die Toni-Demetz-Hütte (2.685 m), zu der eine Seilbahn führt. Trotz einer Abkürzung durch Felsbrocken und Geröllhalden der 'Steinernen Stadt' sind wir bereits 2:15 Std. ohne Pause unterwegs, bis wir auf den mit Nr. 525 markierten Anstiegsweg zur Scharte treffen. 'Nur' 500 m Anstieg liegen jetzt noch vor uns, aber die sind nicht zu verachten. Der Weg ist gut präpariert, jedoch steil und wird bis zur Scharte immer steiler.


Rifugio Toni Demetz (2.685 m) in der Langkofelscharte
Auf dem einstündigen Anstieg zur Langkofelscharte fließt bei einer Temparatur an der Frostgrenze viel Schweiß. Bei Hitze muss der Weg brutal sein. Nach 3:15 Std. Wanderung scheint an der Toni-Demetz-Hütte (2.685 m) unsere Kraft aufgebraucht zu sein. 'Demenz' geht uns durch den Kopf. Mit der verdienten Rast in der Hütte kehren die Lebensgeister für den vor uns liegenden langen Abstieg zurück. Nach 30 Minuten Pause setzen wir die Runde fort.









Langkofelscharte nach Westen
Langkofelscharte nach Westen
Langkofelscharte nach Osten

Eine dünne Schneeauflage hinter der Hütte im Schatten der Wände stimmt uns nicht unruhig. Vereisung auf dem steilen Abstiegsweg ist ein ernsteres Problem. Wir können nicht einschätzen, wie weit die Vereisung hinunter reicht, aber da einige Wanderer aufsteigen und andere absteigen, gehen auch wir los. Wir kommen nur im Schneckentempo voran, weil jeder Tritt wohl überlegt und vorsichtig geprüft sein muss. Einige 'Profis' scheinen die Vereisung zu ignorieren. Die meisten Wanderer tun sich mit dem Weg ähnlich schwer oder deutlich schwerer als wir. Nach 30 Minuten liegt der vereiste Abschnitt endlich hinter uns. Erst im flachen Abschnitt des Weges wird uns bewusst, dass einige Finger trotz Handschuhe halb erfroren sind, was unser Wahnehmungsfilter in der heiklen Passage ausgeblendet hat.


Langkofelhütte
Das Bild der Langkofelhütte unter der Nordwand des Plattkofels kommt uns vertraut vor. Für eine weitere Einkehr haben wir keinen Bedarf und setzen unseren Rückweg fort, der nach 2:45 Std. endet (ab Toni-Demetz-Hütte). 6 Stunden Gehzeit, große Höhenunterschiede mit steilen Passagen und nicht zuletzt besondere Bedingungen kosten heute physische und mentale Kraft in Größenordnungen, die wir uns kaum noch zugetraut haben. Umso zufriedener kehren wir heute zurück und nehmen uns die Besteigung des Plattkofels für die nächsten Tage vor. 

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